Na, dann werde ich auch mal etwas schreiben. Die meisten der New Who-Bücher sind schon zu lange her, aber da ich
The Last Dodo gerade durch habe…
The Last Dodo ist das vierte der Bücher von Jacqueline Rayner, als viertes gelesen und auch geschrieben. Und ich muss sagen, ich bin da ziemlich skeptisch gewesen. Mittlerweile betrachte ich sie genauso zwiespältig wie Hohlbein. Warum? Nun, zunächst muss man eines sagen, sie hat einen überaus angenehmen Schreibstil. Er liest sich sehr flüssig, ist unaufdringlich und nicht zu kompliziert und überrascht doch zuweilen durch tiefsinnige Gedanken und intensive Beschreibungen von Gefühlen. Und sie hat als einzige das Konzept der Bücher für ein jüngeres Publikum zu sein umgesetzt (na gut, es ist vielleicht auch eine Frage, was man als "jünger" definiert). Das ist weder positiv noch negativ, sondern einfach eine Tatsache. Sie würde einen fantastischen Autor für die
Sarah Jane Adventures abgeben und demgemäß sind ihre Protagonisten in der Regel Teenager, die Storys eher einfach, bzw. jugendbezogener trifft es wohl eher. Und damit fallen sie deutlich aus der Reihe. Wenn man sich auf den Stil der anderen Bücher eingestellt hat – den ich lieber mag – kann das durchaus negativ auffallen, ohne dass es das unter anderen Umständen wäre.
Was aber wirklich ein großes Manko bei ihr ist, ist dass die Geschichten nicht für die Buchlänge konzipiert sind. Das erste, was ich gelesen habe war
The Sontaran Games, eine deutlich kürzere Geschichte, die ihr Format auch voll ausfüllt und bis zum Ende spannend ist – auch wenn ich nie verstanden habe, warum die Sontaraner sich mit den Erdlingskindern abgeben (vielleicht erinnere ich mich auch nur nicht mehr
). Aber dann kamen
Winner Takes All und
The Stone Rose. Die Geschichten an sich sind durchaus interessant, Anfang und Ende spannend und gut. Ersterer führt regelmäßig gekonnt in das Geschehen ein und bringt die handelnden Personen nahe, der Schluss überrascht mit unerwarteten Wendungen und einem stark anziehenden Spannungsbogen. Aber der Mittelteil zieht sich. Meiner Meinung nach ist das gesamte mittlere Drittel in
Winner Takes All so gut wie überflüssig, dehnt durch sinnloses Hin und Her die Handlung unnötig aus, um das Buchformat zu füllen. Das ist bei
The Stone Rose gleichmäßiger verteilt, aber auch dieses Buch zeigt deutliche Längen – was überaus schade ist, denn es hätte ein fantastisches Historical werden können, bedenkt man die Tatsache, dass die Autorin einen Abschluss in antiker Geschichte hat und so viel von ihrem Wissen in ein lebendiges Porträt der Zeit hätte einbringen können (nicht, dass sie das nicht versucht hat, aber da hätte ich mir mehr erhofft).
Eines muss man ihr aber lassen: Sie schafft es unheimlich gut, den Doctor und den Companion darzustellen. Damit gehört sie definitiv zu den Besten, denn das kann man nicht von allen der Autoren sagen (Hat jemand zufällig
Sting oft he Zygons gelesen? Der Doctor war da so dermaßen grauenhaft dargestellt, dass es das bisher einzige Buch ist, dass ich abgebrochen habe – das einzige aus der ganzen Reihe übrigens, dass als Hauptthema auf die Classic-Serie zurückgreift. Mich würde ja interessieren, wie es damit weitergeht, aber ich weiß nicht, ob ich mir das antun werde…).
So, warum ich das alles erzähle: Die Voraussetzungen für
The Last Dodo waren, was einen positiven Leseeindruck bei mir angeht, insgesamt betrachtet nicht so besonders, aber, was soll ich sagen, ich fand es toll! Wüsste ich nicht, dass es von derselben Autorin ist, ich hätte es nicht vermutet. Zugegeben, so genau kann ich mich nicht mehr an die anderen erinnern, aber der Schreibstil war nach meinem Empfinden ganz anders. Erwachsener und vor allem durchgängig spannend mit kleinen verteilten Höhepunkten, ohne die zuvor erwähnten positiven Qualitäten – vor allem den gekonnten Anfang und Schluss – aufzugeben. Na gut, der Schluss war teilweise etwas wirr. Wirr aber spannend (ob überraschend kann ich nur teilweise beurteilen, denn ich konnte mich nicht zurückhalten, mal zu schmulen
). Dazu kommen zwei neue Aspekte, die für Abwechslung sorgen.
Da ist zunächst die innovative Idee des
I-Spyder-Books, dass der Doctor Martha gibt. Es begleitet nicht nur Martha, sondern auch den Leser durch die ganze Geschichte. Dabei handelt es sich um einen Guide aller Lebensformen der Erde, der Punkte für jede gesehene Art verteilt. Und da Martha und der Doctor zufällig im MOTLO, im
Museum oft the Last Ones – in der Erdabteilung! – landen, fällt es ihr nicht schwer im Laufe der Geschichte reichlich Punkte zu sammeln, um ein Zertifikat zu erhalten. Und ganz nebenbei erfährt der Leser ein paar dezente Informationen über Tiere, dich nicht zuletzt durch den menschlichen Einfluss ausgestorben sind. Diese Informationen hätten durchaus etwas ausführlicher sein dürfen, aber sie erfüllen ihren Zweck, nämlich den Leser für diese Problematik zu sensibilisieren, ganz hervorragend, und zwar deutlich weniger aufdringlich, als dies beispielsweise in
The Price of Paradise gehandhabt wurde. Das hat mir sehr gut gefallen (auch wenn die Punkte nicht immer mit der Liste übereinstimmen
). Außerdem sorgt der
I-Spyder-Guide am Ende für ein paar Gags (man beachte in diesem Zusammenhang auch das Kleingedruckte ganz unten auf der letzten Seite *gg*). Das Einzige, was ich mir hier gewünscht hätte ist, dass der Zusammenhang zwischen geschilderter Spezies und der Handlung teilweise doch größer gewesen wäre, aber die Idee und auch die Umsetzung ansonsten fand ich einfach Klasse.
Neuerung Nummer zwei betrifft die Erzählperspektive, die von Zeit zu Zeit aus Marthas Sicht erfolgt. Das ist nicht nur amüsant, sondern ermöglicht auch einen tieferen Einblick in den Charakter. An manchen Stellen ist mir nicht ganz klar, warum dieser Bereich nun aus dieser Sicht erzählt wird und dann ohne Grund wieder zum neutralen Erzähler wechselt, aber diese Erzählperspektive ist - besonders am Anfang - definitiv ein Gewinn und bereitet viel Freude.
Und die Geschichte an sich? Sagen wir’s so: Das ist eines der Bücher, die ich durchaus nochmal lesen würde. Nicht das Allerbeste aus der Reihe, aber definitiv ein Lesegewinn und deutlich besser als die anderen beiden von ihr – finde ich jedenfalls (wobei ich auf jeden Fall betonen möchte, dass ich zumindest bei
Winner Takes All gerade einige Passagen im Schlussdrittel extrem gut fand, aber eben nur Passagen…). Und mit Happy End – jedenfalls für die meisten der Beteiligten
. Wer ein Buch im Stil der Serie lesen möchte, dem kann ich dieses Exemplar empfehlen.